Urin Spezifisches Gewicht (USG) bei Katze und Hund

Das spezifische Gewicht des Urins (eng.: Urine Specific Gravity; kurz: USG) liefert die aussagekräftigsten Informationen über die Nierenfunktion, sowie über sämtliche Werte der Uninanalyse und hat deshalb eine besonders wichtige Bedeutung in der Diagnostik. [1] Die Überwachung des USG kann sehr einfach, zuverlässig, und kostengünstig von Zuhause aus durch den Tierbesitzer erfolgen. Die Überwachung des USG macht, insbesondere beim Vorliegen diverser chronischer Erkrankungen durchaus Sinn, um die Nierenfunktion, und somit die Progression der Erkrankung, zu überwachen.

Um das Urin Spezifische Gewicht richtig zu interpretieren muss allerdings einiges beachtet werden. Deshalb möchten wir diesen Beitrag dazu nutzen um etwas detaillierter darauf einzugehen.

Wasserhomöostase: Urinkonzentration und Urinverdünnung

In den Nieren unserer Tiere befinden sich hunderttausende kleine Filtereinheiten – genannt Nephronen. Jedes Nephron besteht aus einem Glomerulus (Plural: Glomeruli) und einem Tubulus (Plural: Tubuli). Die Glomeruli (Filtereinheiten) sind für die Eliminierung metabolischer Abfälle verantwortlich. Die Tubuli für die Balance des Wasserhaushaltes und des Electrolyte- und des Säurebasenhaushaltes. Außerdem sichern die Tubuli die Beibehaltung wichtiger Nährstoffe im Körper. Es ist wichtig zu betonen, dass die Tubuli der Nephronen sowohl für die Konzentration wie auch für die Verdünnung des Urins zuständig sind!

Ein Nephron besteht aus einem Glomerulus (Filtereinheit) und einem Tubulus.

Unter der Urinkonzentration versteht man die Formation von Urin der hyper-osmotisch ist. Das heißt der Urin hat einen höheren Wasseranteil im Vergleich zum Blutplasma. Es wird also Wasser in den Nephronen der Nieren in den Körper rückresorbiert während überschüssige Stoffe ausgeschieden werden.

Unter Urinverdünnung versteht man die Formation von Urin welcher hypo-osmotisch ist. Das bedeutet, dass er einen geringeren Wasseranteil im Vergleich zum Blutplasma hat. In diesem Fall scheiden die Nieren überschüssiges Wasser aus während bestimmte gelöste Stoffe, durch Rückresorption in die Blutbahn, im Körper beibehalten werden. [2]

Im Allgemeinen heißt es, dass die Konzentrationsfähigkeit des Urins beeinträchtigt wird, wenn etwa 2/3 der gesamten Nephronenfunktion verloren gegangen ist, und dass eine Azotämie den Verlust von mindestens 3/4 der gesamten Nephronenfunktion widerspiegelt. Diese beiden Aussagen sind zwar nützlich, sollten aber nicht wörtlich genommen und als unter allen Umständen zutreffend angesehen werden. Sie spiegeln jedoch zwei wichtige Aspekte von Nierenerkrankungen und -fehlfunktionen wieder: Erstens, dass ein großer Teil der Nierenfunktion beeinträchtigt sein muss, bevor funktionelle Veränderungen klinisch sichtbar werden, und zweitens, dass bei chronisch fortschreitenden Nierenerkrankungen ein Verlust der Konzentrations- und Verdünnungskapazität des Urins zu erwarten ist, bevor die Unfähigkeit zur Ausscheidung von Stoffwechselabfällen offensichtlich wird. [3]

Mehr zur Wasserhomöostase und Urinformation erfahrt ihr hier:
>>Nierenphysiologie<<
>>Urinkonzentration<<
>>Harnkonzentration nach dem Gegenstromprinzip 1<<
>>Harnkonzentration nach dem Gegenstromprinzip 2<<

Was ist das Urin Spezifische Gewicht?

Das USG dient als Index zur Bestimmung der tubulären Rückresorption von Stoffen in die Blutbahn. [4] Als Index für die glomuläre Filtrationsfähigkeit dienen hingegen SDMA, Harnstoff und Kreatinin im Blutserum. [5] Aber auch das Vorkommen einer Proteinurie (insbesondere Albumin) gibt Aufschluss über die glomuläre Funktion. [6]

Ganz einfach ausgedrückt: das USG bestimmt ob dein Hund oder deine Katze den Urin noch richtig konzentrieren kann. [7] Neben der Beurteilung der Nierenfunktion dient der USG außerdem als wichtige Grundlage für die Beurteilung anderer Urintestergebnisse, weshalb das USG eine besonders wichtige Bedeutung hat. [1] Auf diese werden wir gleich noch genauer eingehen.

Achtung Verwechslungsgefahr: Osmolalität vs. Spezifisches Gewicht

Die sogenannte „Urin Osmolalität“ (Urindichte) bestimmt die Anzahl der vorhandenen Substanzen im Urin [8] Die Bestimmung der Urin Osmolalität kann entweder direkt per Osmometrie oder indirekt mit dem USG erfolgen. Die Betonung liegt hier auf „indirekt“. So wird das USG, anders als bei der Osmometrie, sowohl von der Anzahl der Teilchen im Urin, sowie von der Größe dieser Teilchen beeinflusst. Die Größe ist dabei von der Art der vorhandenen Substanzen abhängig. Glucose und bestimmte Proteine sind beispielsweise größer als andere Substanzen. [4] Das Spezifische Gewicht ist daher nicht mit der Urin Osmolalität zu verwechseln, auch wenn beide Werte Auskunft über die Anzahl von Partikeln im Urin geben.

So heißt es im Fachmagazin DVM360: „Because specific gravity is a measurement of density, it is affected by the number of particles of solute present. Unfortunately, it is also affected by the molecular weight of each solute present. Therefore, there is only an approximate relationship between specific gravity and total solute concentration.“

Aus den genannten Gründen ist daher die Osmometrie (direkte Methode) zu Bestimmung der Urindichte, dem USG (indirekte Methode) überlegen. „Measurement of urine osmolality provides information that is more closely related to renal concentrating capacity than does specific gravity or refractive index. Osmometers provide more accurate assessment of osmolality of individual urine samples than refractometers or urinometers.“ [4]

Dennoch stellt das USG in der Veterinärmedizin eine sehr zuverlässige Methode dar, um die Funktionsfähigkeit der Nieren annähernd zu bestimmen. [4] Besonders in der Heimanwendung ist der Test aufgrund seiner einfachen Anwendung für den Besitzer eine sehr sinnvolle Methode zur Überwachung der Nierengesundheit.

Zwar ist die Osmolalität ein übergreifender Begriff für die Urindichte, wird allerdings als Synonym für Ergebnisse der direkten Methode (Osmometrie) verwendet und sollte daher nicht mit dem USG verwechselt werden.

Referenzwerte und Interpretation

Es ist wichtig zu beachten, dass praktisch jeder USG-Wert bei einem Patienten als “normal” angesehen werden kann, abhängig von bestimmten anderen Faktoren. [3] So kann bei gesunden Tieren durchaus ein breiter Rahmen von USG-Werten festgestellt werden. Bei Katzen kann dieser von 1.001 bis >1.085 und bei Hunden von 1.001 bis >1.075 reichen – dennoch sind Werte bei Hunden in der Regel näher bei 1,015 bis 1,045 und bei Katzen bei 1,035 bis 1,060. [3] [9]

Hypersthenurie (USG ≥1.030 Hund / ≥1.030 – 1.035 Katze)

Eine Hypersthenurie beschreibt einen konzentrierten Urin mit hohem spezifischem Gewicht bzw. hoher Osmolalität im Vergleich zum glomerulären Filtrat. [10] Urin in dieser Konzentration kann als angemessen konzentriert bezeichnet werden, da er ein Zeichen für die Existenz von ausreichend funktionierenden Nephronen in den Nieren ist, welche in der Lage sind den Urin über resorbierende Prozesse in den Nierentubuli ausreichend zu konzentrieren und außerdem eine Azotämie durch eine funktionierende glomuläre Filtration vorbeugen. [9] [3] Wenn eine Azotämie bei einem Tier mit einem angemessenen USG vorliegt, dann handelt es sich in der Regel um eine prärenale Ursache – und somit kann ein tatsächlicher Nierenschaden in der Regel ausgeschlossen werden. [11] Der USG ist daher ein sehr hilfreicher Indikator um die Ursache einer Azotämie einzuschätzen. Chew et al. (2011) bezeichnen das Urin Spezifische Gewicht sogar als den wichtigsten Wert um eine Azotämie in ihrer Ursachen zu differenzieren. „Urinary specific gravity is the most important single test to differentiate prerenal and intrinsic renal azotemia. “ [1]

Die Produktion von sehr konzentriertem Urin (>1.050 bei Katzen) kann mit einer reduzierten Nierendurchblutung als Resultat eines reduzierten Blutvolumens (z.B. aufgrund von Blutverlust) oder aufgrund von Herzversagen beobachtet werden. Es kann allerdings auch bei der Fütterung von Trockenfutter beobachtet werden. [3] Bei Katzen hatte die Art der Fütterung Auswirkung auf das USG. So befinden sich USG-Werte von 1.025 bei Katzen die ausschließlich mit Nassfutter gefüttert werden durchaus noch im Rahmen. [12] Eine Differenzierung für Hunde, hinsichtlich der Auswirkungen auf das USG durch Trocken- und Nassfutter, wurde in der uns verfügbaren Fachliteratur nicht gefunden.

Referenzbereich der minimalen Konzentration (1.012 – 1.035)

Katzen (1.012 – 1.035*) und Hunde (1.012 – 1.030), die Urinproben mit einem USG-Wert innerhalb dieses Bereichs aufweisen, haben i.d.R. eine ausreichende Nierenfunktion. Allerdings können diese Werte auch mit einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion verbunden sein – entweder aufgrund von Nierenschäden oder aufgrund anderer Probleme, welche die Fähigkeit zur Wasserretention hemmen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein teilweiser Mangel des Hormons ADH oder eine Hemmung der tubulären Reaktionsfähigkeit auf das Hormon ADH gegeben ist.

Wenn der Hydratationszustand des Tieres normal ist und der USG-Wert in diesem Bereich liegt und es keine anderen Anzeichen für Nierenprobleme oder andere Erkrankung gibt ist es sinnvoll, die Kontrolle des USG in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Sollte der USG-Wert dauerhaft in diesem Bereich liegen, sollten zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden.

Patienten die eine beeinträchtigte Urinkonzentration aufweisen, allerdings nicht azotämisch sind, sollten auf Erkrankungen untersucht werden, welche mit einer polyurischen Störung einhergehen können. [13]

Bei dehydrierten Tieren und/oder beim Vorliegen einer Azotämie sind USG-Werte in diesem Bereich unangemessen und ein Anzeichen, dass ein Problem vorliegt was die Urinkonzentration beeinträchtigt. [3]

Isosthenurie (USG 1.008 – 1.012)

Eine Isosthenurie beschreibt einen Urin mit einem spezifischen Gewicht und einer Osmolalität, welches der Dichte von Plasma und der des glomerulärem Filtrats ähnlich sind bzw. die gleiche Dichte aufweisen. [14] USG-Werte in diesem Bereich treten gelegentlich bei Proben von gesunden Hunden und Katzen auf und sind nicht gleich ein Grund zur Sorge. Es ist zu beachten, dass der Verlust der Nierenfunktion ein voranschreitender Prozess ist. Der USG kann daher zwischen angemessenen und isothenurischen Werten variieren. Wenn eine Isothenurie in multiplen wiederholten Urinproben gegeben ist, sollte daher von einem Problem der Konzentrationsfähigkeit der Nieren ausgegangen und untersucht werden – insbesondere wenn gleichzeitig eine Azotämie und/oder eine Dehydration vorliegt. [3] Im Falle vorangeschrittener Nierenschäden sind die Nieren weder in der Lage Urin zu konzentrieren noch zu verdünnen. Daher stellt sich das USG bei einer Dichte ein, die dem des glomulären Filtrats entspricht (1,008 bis 1,012) – unabhängig vom Hydrationsstatus. Man spricht dann von einem fixen (konstanten) Spezifischen Gewicht – es liegt also ein kompletter Funktionsverlust der Tubuli vor. So schreibt eclinpath: „Defective renal tubule function with an inability to concentrate or dilute urine will result in isosthenuric urine (or a fixed urine specific gravity of 1.008-1.012), regardless of hydration status. This helps confirm renal disease (due to tubular dysfunction) in an animal.” [2]

Hyposthenurie (USG <1.007)

Eine Hypothenurie beschreibt die Bildung von verdünntem Urin mit einem spezifischen Gewicht und einer Osmolalität, die deutlich unter denen von Plasma und dem glomerulärem Filtrat liegen. [14] Eine Hyposthenurie gibt einen Hinweis darauf, dass die Nieren den Urin zwar verdünnen, aber nicht mehr konzentrieren können. In diesem Fall ist die Funktion der proximalen Tubuli und des Loop of Henle erhalten, aber die Tubuli sind unempfänglich für das Hormon ADH. Die Unempfänglichkeit für ADH ist auf eine der folgenden Ursachen zurückzuführen:

  • auf einen primären ADH-Mangel (z.B. aufgrund eines zentralen Diabetes insipidus)
  • auf einen direkten Schaden der Nierentubuli, was sie für das Hormon ADH unempfänglich macht
  • auf ADH-Hemmer (z.B. im Falle eines nephrogenen Diabetes insipidus). [9]

Da ein USG-Werte der unter der Dichte des glomulären Filtrats liegt, eine gewisse Nierenfunktion voraussetzt, ist er bei Tieren mit chronischen Nierenerkrankungen (CKD), die bereits eine anhaltende Azotämie aufweisen, und damit einen großen Anteil der Nephronenfunktion verloren haben, nicht vorzufinden. [3]

Im Falle einer Dehydrierung und/oder beim Vorliegen einer Azotämie ist ein USG-Wert in diesem Bereich unangemessen. Anders verhält es sich bei übermäßig hydrierten Tieren. Hier sollte eigentlich eine Hyposthenurie vorliegen. USG-Werte >1.007 gelten daher als unangemessen, da eine ausreichende Nierenfunktion zur Ausscheidung von überschüssigem Wasser und somit zu verdünntem Urin führen sollte. [3]

Anbei haben wir eine Zusammenfassung erstellt:

Klassifizierung des Urin Spezifischen Gewichts bei Hund und Katze
Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an [14] und [3]

Eine ausführliche Übersicht zu den Ursachen eines abweichenden USGs stellt IDEXX Laboratories bereit.

Wie sollte das USG untersucht werden?

Es gibt Faktoren die den USG beeinflussen können ohne, dass die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtig ist, und somit beachtet werden sollten:

  • Zeitpunkt der Urinsammlung: Der erste Urin am Morgen hat höchstwahrscheinlich die höchste Konzentration an gelösten Stoffen. Bei Hunden sollte die Sammlung der Urinprobe daher bevorzugt am Morgen erfolgen. Bei Katzen ist der Zeitpunkt der Urinsammlung weniger relevant. [1]
  • Zeitpunkt der Testdurchführung: Es wird empfohlen, dass Urinproben nach der Sammlung innerhalb der ersten 60 Minuten, am besten so schnell wie möglich, untersucht werden sollten. [10]
  • Nahrung und Trinkverhalten: der USG variiert je nach Flüssigkeitsgehalt der Nahrung (Nassfutter vs. Trockenfutter) und dem Trinkverhalten. Laut-Empfehlungen der International Renal Interest Society (IRIS) sollt der Morgenurin bei Katzen welche Trockenfutter fressen bei >1.035 und bei Katzen die Nassfutter fressen bei >1.025 liegen. Der Morgenurin bei Hunden (vor Futter- und Wasseraufnahme) liegt in der Regel bei >1.030 bis 1.040 [1] Für Katzen ist die Fütterung mit Trockenfutter grundsätzlich nicht zu empfehlen!
  • Hydrationsstatus und Medikamente: Infusionstherapie und Dehydration beeinflussen das Ergebnis. Steroide (Kortison), Diuretika, Antiepileptika und andere Medikamente haben Einfluss auf das USG. [15] Daher sollte der USG vor der Gabe einer Infusionstherapie und/oder der Behandlung mit Medikamenten kontrolliert werden. [1]
  • Temperatur der Urinprobe: Gekühlte Urinproben weisen eine erhöhte Urindichte auf. [1] Urinproben die im Kühlschrank gelagert wurden sollten daher auf Raumtemperatur gebracht werden. [10]
  • Proteine und/oder Glucose: Das Vorliegen von Proteinen oder Glucose im Urin führt zu einer erhöhten Urindichte. „Marked proteinuria or glycosuria will cause a slight overestimation of urine concentration. For every gram per deciliter present in the urine, protein will add approximately 0.003–0.005, and glucose will add approximately 0.004–0.005, to the USG value.” [17] Pohlman und Grauer (2016) schreiben: “Marked proteinuria and glucosuria have the potential to increase USG in dogs and cats; for every gram of protein or glucose per dL of urine, the USG may increase by about 0.005.” [14] Eine Proteinurie ist nicht immer auf eine Beeinträchtigung der Nierenfiltration zurückzuführen. So können entzündliche Prozesse wie z.B. ein Harnwegsinfekt zu einer vorübergehenden Proteinurie führen. In diesem Fall spricht man von einer post-renalen Proteinurie. [17]

Eine gängige Methode zur Analyse des USG ist die Verwendung von Urinteststreifen. Die Bestimmung des USG mit Teststreifen ist allerdings nicht aussagekräftig! Die Bestimmung des USG muss immer mit einem sogenannten Refraktometer erfolgen! [18] [1] „Use of dipstick test pads to evaluate urine specific gravity is not recommended.” [19]

Denn die Kontrolle des USG per Teststreifen erlaubt einen maximalen Höchstwert von 1.025 bzw. 1.030 und ist damit für den Nachweis über die Nierenkonzentrationskapazität bei Hund und Katze nicht ausreichend. Außerdem zeigte sich, dass die Teststeifen-Methode bei weniger konzentriertem Urin unzuverlässig ist. [4] Auch bei einer starken Pigmentierung des Urins (zum Beispiel beim Vorliegen von Blut oder Bilirubin) ist eine akkurate Farbreaktion des Teststreifens unwahrscheinlich. „Heavily pigmented urine (e.g., presence of blood or bilirubin) can make it difficult to accurately read the color reaction of the reagent pads on the dipstrip.” [1]

Bei der Nutzung eines Refraktometers sollten die Urinprobe sowie das Refraktometer jeweils Raumtemperatur haben, denn gekühlte Harnproben weisen eine höhere Dichte auf und ergeben somit falsch hohe Werte. [18] [1] „Although the weight of urine remains constant regardless of its temperature, the density of urine decreases with an increase in temperature.” [4] Es ist zu berücksichtigen, dass der USG immer in Zusammenhang mit dem mit jeweiligen Hydrationszustand und eventuellen Infusionstherapien zu beurteilen ist. [18]

Für dein Einsatz bei Hund und Katze sollte es sich außerdem um ein spezielles Veterinär Refraktometer handeln. Denn Hunde- und Katzenurin hat unterschiedliche refraktometrische (lichtbrechende) Eigenschaften. Refraktometer die in der Veterinärmedizin zum Einsatz kommen besitzen Skalen die speziell für die Verwendung bei Hunden oder Katzen entwickelt wurden (siehe Abbildung 2). So ermöglicht die Skala eines Veterinär Refraktometers die Bestimmung von USG-Werten von bis zu 1.060, während die Skala gängiger Humanmedizin Refraktometer lediglich bis 1.035 reicht. [1] Hinzu kommt, dass Katzenurin lichtbrechender als Urin von Menschen ist. Daher kommt es zu Abweichungen von 0.002 – 0.005 sofern Humanrefraktometer verwendet werden. Zwischen Mensch und Hunde gibt es hier keine Unterschiede. [10] Ein Veterinär Refraktometer kann sehr einfach und preiswert, z.B. über Amazon, erworben werden.

Das Urin Spezifische Gewicht dieses Katers ist unangemessen verdünnt.
Abbildung 2: Das Bild (links) zeigt das USG-Ergebnis durch ein Refraktometer (rechts). Quelle: links: Eigene Darstellung; rechts: Hersteller HHTEC

Der USG stellt den wichtigsten Parameter der Urinanalyse dar. Daher ist die Anschaffung eines Refraktometers (ca. 30 – 40 €) ein gutes Investment, insbesondere wenn das Tier an einer chronischen Niereninsuffizienz leidet.

Der Einfluss des USG auf die Auswertung anderer Werte der Urinanalyse

Die Ergebnisse andere Werte der Urinanalyse (außer des Urin pH-Wertes) sollten unter der Berücksichtigung des USG interpretiert werden. So haben beispielsweise kleinere Mengen gelöster Stoffe in einem Urin mit einer geringen Urindichte eine größere Signifikanz als ähnliche Mengen in einem stärker konzentrierten Urin. „Reactions for analytes (except pH) should be interpreted with consideration of the USG (i.e., smaller quantitative reactions in dilute urine are potentially of more significance than similar reactions in highly concentrated urine).” [1]

Kreatinin und Harnstoff

Kenntnisse über das USG sind essentiell für die korrekte Interpretation von Kreatinin (CREA) und Harnstoff (BUN), da es in dieser Verbindung hilft eine Azotämie in ihrer Ursache zu differenzieren. [9] So ist der Urin, im Falle einer prärenale Azotämie, generell ausreichend konzentriert, da die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt ist. Ein Blick auf das Urin Spezifische Gewicht (USG) kann deshalb helfen Nierenschäden auszuschließen. [11] Mehr zum Thema Azotämie könnt ihr in unserem Beitrag >>Azotämie bei Hund und Katze<< erfahren.

Proteinurie

Das Vorkommen von Proteinen um Urin sollte immer in Kombination mit dem USG betrachtete werden. Denn das große Problem bei diesem Test ist: je verdünnter die Urinprobe des Tieres, desto weniger Eiweiß wird darin enthalten sein. Außerdem schwankt die Urinkonzentration im Laufe des Tages, je nachdem, wie viel Wasser das Tier getrunken hat. [20] Bei einem Proteinnachweis von 4+ (1000 mg/dL) in einer weniger konzentrierten Urinprobe (USG 1.010) stellt das Ergebnis also eine schwerere Proteinurie dar als beim gleichen Proteinvorkommen von 4+ (1000 mg/dL) in einer stärker konzentrierteren Urinprobe (USG 1.045). [1] Um diese Problematik zu umgehen, sollte auf die sogenannte UP/C Ratio (Urine-Protein-Creatinine-Ratio) zurückgegriffen werden. Denn das Verhältnis zwischen Proteinen und Kreatinin, bleibt in verdünntem und konzentriertem Urin stabil. [20]

Mit der UP/C Ratio zeigt sich, dass in beiden Fällen eine gleich starke Ausprägung der Proteinurie vorliegt. Der Effekt der Urinkonzentration wird damit umgangen.
Abbildung 3: Eigene Darstellung in Anlehnung an IDEXX Laboratories [21]

Wie sich im Beispiel zeigt, wäre die Proteinurie im oberen Fall laut Urinteststreifen scheinbar stärker ausgeprägt, als bei einer weniger konzentrierten Urinprobe. Mit der UP/C Ratio zeigt sich allerdings, dass in beiden Fällen eine gleich starke Ausprägung der Proteinurie vorliegt (UP/C 1,0). Der Effekt der Urinkonzentration wird also umgangen.

Die bloße Kombination des USG per Refraktometer und dem Proteinnachweis per Teststreifen ist also nicht ausreichend um eine Proteinurie sicher zu diagnostizieren oder um die Ausprägung der Proteinurie einzuschätzen. „The dipstick test was not accurate for detecting proteinuria when combined with urine‐specific gravity in cats. Clinicians should not rely on this test and, regardless of the urine concentration, other appropriate quantitative methods such as urine protein‐creatinine ratio should always be performed to detect proteinuria in cats.“ [22]

Da die UP/C Ratio als Goldstandard für den Nachweis einer Proteinurie gilt, sollte sie immer durchgeführt werden, sobald Spuren von Proteinen im Urin zu finden sind. „ UPC ratio has become the gold standard proteinuria test and should be performed on any patient with a trace or higher urine dipstick or a positive SSA test“ [1]

Praxisbeispiel: Fall 2 [23]

Praxisbeispiel 2

Quellen

[1] Chew, Dennis J.; Dibartola, Stephen, P.; Schenck, Patricia (2011): Canine and Feline Nephrology and Urology, Second Edition, Elsevier Inc., St. Louis, Missouri, USA

[2] eClinpath (2023): Physiology, Cornell University College of Veterinary Medicine, https://eclinpath.com/chemistry/kidney/physiology/

[3] Watson; Elliott, Lefebvre (2022): Urine Specific Gravity, International Renal Interest Society, http://www.iris-kidney.com/education/urine_specific_gravity.html

[4] Osborne, Carl A. (2013): How specific is urine specific gravity?, erschienen in: DVM360, Abrufdatum: 19.07.2023, https://www.dvm360.com/view/how-specific-urine-specific-gravity

[5] eClinpath (2023): Azotemia, Cornell University College of Veterinary Medicine, https://eclinpath.com/chemistry/kidney/azotemia/

[6] eClinpath (2023): Urinalysis, Cornell University College of Veterinary Medicine, https://eclinpath.com/urinalysis/overview/

[7] Tanyas umfassendes Handbuch über Chronische Nierenerkrankungen bei Katzen – Feline CRF Info (o.D.): Diagnose – Urinanalysen, http://www.felinecrf.info/diagnose_urinanalysen.htm

[8] Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (): Osmolalität, https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/osmolalitaet.html

[9] eClinpath (2023): Concentrating Ability, Cornell University College of Veterinary Medicine, https://eclinpath.com/urinalysis/concentrating-ability/

[10] Yadav S.N.; Ahmed N.; Nath A.J.; Mahanta D.; Kalita M.K. (2020): Urinalysis in dog and cat: A review, published in Vet World, 2020 Oct;13(10):2133-2141, Epub 2020 Oct 12, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7704312/

[11] Sharkey, Leslie C.; Radin, Judith M. (2010): Manual of Veterinary Clinical Chemistry: A Case Study Approach, Teton NewMedia, Jackson, WY, USA

[12] Rishniw, Mark; Bicalho, Rodrigo (2015): Factors affecting urine specific gravity in apparently healthy cats presenting to first opinion practice for routine evaluation, erschienen in: Journal of Feline Medicine and Surgery, Volume 17, Issue 4, April 2015, Pages 329-337, https://journals.sagepub.com/doi/epub/10.1177/1098612X14541263

[13] Osborne, Carl A. (2013): When urine specific gravity values go awry in veterinary practice, erschienen in: DVM360, Abrufdatum: 19.07.2023, https://www.dvm360.com/view/when-urine-specific-gravity-values-go-awry-veterinary-practice

[14] Grauer, Gregory F.; Pohlmann, Lisa M. (2016): Urinalysis Interpretation, Kansas State University, Abrufdatum: 19.07.2023, https://de.scribd.com/document/366267798/Urinalysis-Interpretation

[15] Rizzi, Theresa E.; Valenciano, Amy; Bowles, Mary; Cowell, Rick; Tyler, Ronald; DeNicola, Dennis B. (2017): Atlas of Canine and Feline Urinalysis, Wiley Blackwell, USA

[16] Bartges Joe; Polzin, David J. (2011): Nephrology and Urology of Small Animals, Wiley Blackwell, UK

[17] Harley, Leyenda; Langston, Cathy (2012): Proteinuria in dogs and cats, erschienen in: Canadian Veterinary Journal, 2012 Jun; 53 (6), Seite 631–638, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3354822/

[18] Moritz, Andreas; Schwendenwein, Ilse (2018): Labor Skills: Leitfaden Labordiagnostik für Hund und Katze, 2. Unveränderte Auflage, Wien, Seite 40

[19] Willard, Michael D.; Tvedten, Harold (2012): Small Animal Clinical Diagnosis by Laboratory Methods, Elsevier, St. Louis, Missouri, USA

[20] Hines, Ron (o.D.): Why Was Protein Found In My Dog Or Cat’s Urine?, Ron Hines’ Vetspace, https://vetspace.2ndchance.info/why-was-protein-found-in-my-dog-or-cats-urine/

[21] IDEXX Laboratories (o.D.): Das Protein/Kreatinin-Verhältnis im Urin , https://www.idexx.de/de/veterinary/reference-laboratories/upc/

[22] Pérez‐Accino J.; Bernabe, L.; Manzanilla, E; Puig, J. (2020): The utility of combined urine dipstick analysis and specific gravity measurement to determine feline proteinuria, erschienen in: Journal of Small Animal Practice, 61 (9)

[23] Osborne, Carl A. (2007): Urinalysis What is your interpretation, erschienen in: DVM360, Abrufdatum: 25.09.2023, https://www.dvm360.com/view/urinalysis-what-your-interpretation

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