Nie wieder Insulin spritzen? Bexacat soll Diabetes Behandlung bei Katzen erleichtern.

Bexagliflozin soll zur oralen Behandlung von Diabetes Mellitus bei Katzen eingesetzt werden. Es wird unter dem Markennamen „Bexacat“ vertrieben und wurde im Dezember 2022 von der US Food and Drug Administration (FDA) offiziell zugelassen. [1] Einmal täglich verabreicht, in Form einer Tablette, soll es als Alternative zu Insulininjektionen dienen. Das Medikament erhöht die Ausscheidung von Glucose über den Urin und verbessert so die Kontrolle des Blutzuckerspiegels.

Der Hersteller selbst sieht dafür einen hohen Bedarf. Von 600.000 diabetischen Katzen in den USA würden schätzungsweise 125.000 nicht behandelt werden. Ein Grund dafür sei, dass eine herkömmliche Insulin-Behandlung eine zu große Herausforderung für die Halter darstelle. [2]

In den Medien wird das neue Medikament bereits als Wunderpille für diabetische Katzen angepriesen, welches kaum Nachteile haben soll. Das deutsche Newsportal „Tag24“ behauptet, dass es bei der Nutzung von Bexagliflozin nur einen Nachteil geben würde – und zwar, dass das Medikament bei Katzen und Katern, welche bereits mit Insulin behandelt wurde, nicht anspringt. Stattdessen wird die Benutzerfreundlichkeit des Medikaments in den Vordergrund gestellt. [3]

Doch ist Bexagliflozin tatsächlich so benutzerfreundlich und hat es wirklich kaum Risiken?

Wir haben das Medikament genauer untersucht und möchten euch in diesem Beitrag erklären, um was für ein Medikament es sich bei Bexagliflozin handelt, wie es im Körper eurer Katze wirkt, wann und wie es verwendet werden kann und was für möglichen Vorteile, Nachteile und Risiken damit verbunden sind.

Der Wirkstoff

Gliflozine gehören zur Wirkstoffgruppe der Antidiabetika. Es handelt sich dabei um sogenannte „Sodium-Glucose-Transporter 2“ (kurz: SGL2-Hemmer) –  also ein Protein, welches Glucose transportiert und aufnimmt. [4]

Um die Vorteile und potenziellen Risiken dieses neuen Medikamentes besser zu verstehen, möchten wir uns zuerst die Funktionsweise von SGLT2-Hemmern genauer anschauen.

Wie wirkt Bexagliflozin im Körper deiner Katze?

Die Nieren unserer Katzen bestehen aus etwa 200.000 Filtereinheiten, den sogenannten Nephronen. Diese Nephronen sind für die Filterung und den Flüssigkeitsausgleich zwischen dem Blut und dem Urin verantwortlich. Jedes Nephron besteht aus einem Filter – dem sogenannten Glomerulus und einem Tubulus.

Die Nieren unserer Katzen bestehen aus etwa einer Million Filtereinheiten, den sogenannten Nephronen. Diese Nephronen sind für die Filterung und den Flüssigkeitsausgleich zwischen dem Blut und dem Urin verantwortlich.
Das Blut wird im Glomerulus gefiltert indem er kleinere Moleküle, Abfallstoffe und Flüssigkeit in den Tubulus passieren lässt.

Abbildung 1 & 2: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zero To Finals | YouTube

Wenn das Blut in die Nephronen fließt, gelangt es in eine Ansammlung winziger Blutgefäße – den Glomerulus. Die dünnen Wände des Glomerulus lassen kleinere Moleküle, Abfallstoffe und Flüssigkeit – vor allem Wasser – in den Tubulus passieren. Der Glomerulus filtert also das Blut deiner Katze.

Natrium und Glucose passieren in den Tubulus, wo die Nährstoffe anschließend in den Blutkreislauf rückresorbiert werden.

Abbildung 3: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zero To Finals | YouTube

Während sich die gefilterte Flüssigkeit durch den Tubulus bewegt nimmt das Blutgefäß, welches entlang des Tubulus verläuft, fast das gesamte Wasser sowie Mineralien und Nährstoffe, welche der Körper benötigt, wieder auf. Der Tubulus resorbiert also die vom Körper benötigte Substanzen in das Blut zurück und entfernt Abfallstoffe

Natrium und Glucose können in den Tubulus passieren, wo die Nährstoffe anschließend in den Blutkreislauf rückresorbiert werden.

Abbildung 4: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zero To Finals | YouTube

Um die Wirkungsweise von SGLT2-Hemmern wie Bexagliflozin zu verstehen, ist der Tubulus von besonderer Bedeutung. Denn im Tubulus werden auch Glucose und Natrium aktiv in den Blutkreislauf rückresorbiert. Dies geschieht durch winzige Moleküle, die sich in den Zellwänden des Tubulus befinden. Diese Moleküle werden “Sodium-Glucose-Linked-Transporter” (SGLT) genannt.

Bexagliflozin (Bexacat) blockiert die Moleküle (Sodium-Glucose-Linked-Transporter) in den Zellen des Tubulus, und verhindert so die Rückresorbierung von Natrium und Glucose in den Blutkreislauf.

Abbildung 5: eigene Darstellung in Anlehnung an Zero To Finals | YouTube

Unter normalen Bedingungen wird die gesamte Glucose in den Blutkreislauf rückresorbiert. Deshalb solltest du, bei gut eingestellten diabetischen oder gesunden Katzen, keine Glucose im Urin nachweisen können. Erst wenn der Blutzuckerspiegel die sogenannte “Nierenschwelle” überschreitet, hat der Tubulus nicht mehr genügend Kapazität, um die gesamte Glucose zu resorbieren. Sie muss dann über den Urin ausgeschieden werden.

Bexagliflozin (SGLT2-Hemmer) blockieren diese Moleküle und hemmen damit die Rückresorption von Natrium und Glucose in den Blutkreislauf. Der Blutzucker im Blut nimmt folglich ab. [5] [6]

Wie unterstützt Bexagliflozin im Vergleich zu Insulin die Genesung des Patienten und wo liegen die Grenzen des Wirkstoffes?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig die unterschiedlichen Diabetes Typen zu betrachten. Wir betonen im Rahmen von Felinem Diabetes immer die Differenzierung in drei Typen.

Bei einem Typ-2-Diabetes wird die Hyperglykämie durch eine Insulinresistenz verursacht. Das bedeutet, dass das Insulin nur schwach oder unzureichend in den Körperzellen wirken kann. Als Folge wird nicht genug Glucose in die Körperzellen aufgenommen und verbleibt stattdessen im Blut. Die Bauchspeicheldrüse muss deshalb immer mehr Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Diese hohe Anstrengung führt dazu, dass die Zellen der Bauchspeicheldrüse zunehmend erschöpft sind. Sie produzieren dann nicht mehr genügend Insulin. Fachleute sprechen dann von einem „relativen Insulinmangel“, denn die Bauchspeicheldrüse ist noch immer in der Lage körpereigenes (exogenes) Insulin bereitzustellen. [7] [8] Bei einem guten Diabetes Management können sich die Zellen der Bauchspeicheldrüse soweit erholen, dass sie wieder in der Lage sind ausreichend (endogenes) Insulin bereitzustellen womit die Injektion von Insulin hinfällig wird. Ist dieser Zustand erreicht spricht man von einer Remission. Dieser Unterschied ist im Vergleich zu einem Typ-1 Diabetes entscheidend.

Bei einem Typ-1-Diabetes ist die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage, körpereigenes Insulin bereitzustellen, da die Zellen der Bauchspeicheldrüse vollständig zerstört sind. Dies ist ein Resultat autoimmuner Vorgänge, welche die körpereigenen Zellen der Bauchspeicheldrüse angreifen und absterben lassen. [9] Typ-1 Katzen sind daher auf die Verabreichung von künstlichem (exogenem) Insulin angewiesen – und das wird auch so bleiben! Die Verwendung von Bexagliflocin würde den Körper der Katze, aufgrund des Insulinmangels, in einen Hungerzustand versetzen, was die Entstehung einer diabetischen Ketoazidose zur Folge hätte.

Bexagliflocin kann also nicht zur Behandlung von Katzen mit Typ-1-Diabetes verwendet werden! So schreibt die FDA: „ An SGLT2 inhibitor is not insulin and is not for use in cats with the type of diabetes mellitus that requires insulin treatment.” [1] Hierunter fällt, wie oben erklärt, der Typ-1 Diabetes.

Aufgrund des relativen Insulinmangels ist der Einsatz von Bexagliflocin auch bei einem Typ 2 Diabetes nicht unbedenklich! Denn auch hier besteht das Risiko, dass sich eine Ketoazidose entwickelt, da das Insulin reduziert werden muss oder abgesetzt wird. So warnt der Hersteller: „ Caution: Cats treated with Bexacat may be at an increased risk of diabetic ketoacidosis or euglycemic diabetic ketoacidosis, both of which may result in death.” [10] Hierzu werden wir gleich genauer eingehen. Doch zuerst möchten wir uns den Typ 3 Diabetes anschauen.

Der Begriff Diabetes Typ-3 (oft auch als sekundärer Diabetes bezeichnet) [11] fasst verschiedene, seltenere Ursachen für eine Hyperglykämie zusammen, die auf andere Weise entstehen als der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes. So tritt eine Hyperglykämie manchmal im Rahmen anderer hormoneller (endokriner) Erkrankungen und Störungen auf. [9] Ein konkretes Beispiel ist Acromegaly. Auslöser ist hier ein wachstumshormon-produzierender gutartiger Tumor in der Hirnanhangsdrüse der Katze. Dadurch bildet die Leber vermehrt Glucose neu (Gluconeogenese). Das steigert die Blutzuckerwerte. Zugleich fördert das Wachstumshormon eine Insulinresistenz der Zellen. [12] [13] Die Behandlung bei sekundärem Diabetes verursacht durch Acromegaly ist sehr umstritten. Da diese Erkrankung oft mit einer enormen Insulinresistenz einhergeht, werden nicht selten gefährlich hohe Insulindosen empfohlen, da das Tier kaum bis gar nicht auf das Insulin anspricht. [14] Dabei entwickeln Acromegaly Katzen in der Regel keine Ketone. So schreibt das MSD Manual „ Despite severe insulin resistance and hyperglycemia, ketosis is rare.” [15] Dies deutet darauf hin, dass die Zellen des Tieres ausreichend durch körpereigenes (endogenes) Insulin versorgt sind. Die exogene Injektion von Insulin ist in diesem Fall also nicht sinnvoll – gar gefährlich. Denn es kann sonst die Gefahr auf schwere und sehr plötzliche Hypoglykämie-Episoden bestehen, da das Wachstumshormon eine pulsierende, episodische Sekretion aufweist. So entstehen Lücken der Insulin-Resistenz wo das Insulin eine plötzliche und unerwartet starke Wirkung entfaltet. [14]

In diesem Fall könnte Bexagliflozin, aufgrund seines anderen Wirkungsmechanismus, eine sinnvolle Behandlungsmethode des sekundären Diabetes, wie bei Acromegaly darstellen, um den Blutzucker zu senken. [16] Die Entwicklung einer Insulinabhängigkeit könnte vermieden werden. Und es gibt möglicherweise einen zusätzlichen Vorteil von SLGT2-Hemmern bei Acromegaly. Das durch den Tumor sekretierte Wachstumshormon führt zu einer vermehrten Natriumrückresorption was zu einem Anstieg des Blutdrucks führt. [17] Ein erhöhter Blutdruck (Hypertonie) kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Niereninsuffizienz führen. [18] Da SGLT2-Hemmer die Rückresorption von Natrium in den Nieren unterbindet, könnte Bexagliflozin für dein Einsatz bei Acromegaly interessant werden. Hier mangelt es für Katzen allerdings noch an entsprechenden Studien die Nutzen und Risiko abwägen.

Fakt ist: Beim Vorliegen von sekundärem Diabetes müssen die jeweiligen Ursachen behandelt werden um die Hyperglykämie in den Begriff zu bekommen! Ist die Ursache beseitigt oder wird richtig behandelt, verschwindet auch die Hyperglykämie. Oftmals wird leider nur vergeblich versucht die Hyperglykämie durch die Gabe von exogenen Insulin in den Griff zu bekommen. So schreibt das MSD Veterinary Manual am Beispiel von Acromegaly: „Treatment of acromegaly may include medical therapy (pasireotide), radiation therapy or hypophysectomy. Most commonly, cats are left untreated except by attempts to control the insulin resistance with increasing doses of insulin.” [15]

Tatsächlich kann Bexacat also durchaus eine effektive Behandlungsmöglichkeit zur Senkung des Blutzuckers für Katzen darstellen, sofern eine reine Insulin-Resistenz vorliegt. [19] Doch Achtung: Wurde ein Typ-2 oder Typ-3 Diabetes bereits längere Zeit mit Insulin behandelt besteht die Möglichkeit, dass sich bereits eine Abhängigkeit zur Gabe von exogenem Insulin eingestellt hat. [20] Nun sollte klar sein, warum der Hersteller im Beipackzettel unter dem Punkt „Kontraindikationen“ auf folgendes hinweist: „Do not use Bexacat in cats with diabetes mellitus who have previously been treated with insuline, who are receiving insuline, or in cats with insulin-dependent diabetes mellitus.“ [21] Zu groß ist die Gefahr, dass die Tiere bereits auf die Gabe von exogenem Insulin angewiesen sind.

Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann mit Bexacat ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko sei hier allerdings wesentlich geringer als bei Insulininjektionen. [19] Wie zuvor erwähnt, birgt die Verwendung von Bexacat auch das erhöhte Risiko auf die Entwicklung einer diabetischen Ketoazidose – eine der meist gefürchtete Komplikationen im Diabetes Management die nicht selten tötlich endet. Auch die Überwachung der Blutketonwerte bleibt damit weiterhin äußerst wichtig! Problematisch ist dies besonders vor dem Hintergrund, dass die Kontrolle der Ketone per Blut leider noch immer deutlich unterschätzt wird. Stattdessen wird von Tierärzten und Besitzern auf Urinteststreifen zurückgegriffen. Die Kontrolle der Ketonwerte per Urin ist bei diabetischen Katzen nicht ausreichend! [22] Dieses Thema ist so wichtig, dass wir hierzu einen extra Artikel verfasst haben (siehe hier). Hervorzuheben ist hier auch die „euglykämische diabetische Ketoazidose“ – eine besondere Form die unter der Verwendung von Bexacat auftreten kann. In diesem spezifischen Fall können keine erhöhten Glucosewerte im Blut nachgewiesen werden. Es besteht deshalb die Gefahr, dass es zu einer verspäteten Diagnose oder zum Übersehen der Ketoazidose in einem Notfall kommen kann. [23] Besitzer werden also weiterhin ein Home Monitoring durchführen müssen. So fällt mit Bexacat zwar die Injektion weg, nicht aber der mehrmals tägliche Pieks in das Ohr.

Durch die Erhöhung der Glucosekonzentration im Urin kann Bexacat außerdem unschöne Nebenwirkung mit sich bringen. Das erhöhte Vorkommen von Glucose im Urin dient Bakterien als Nährstoff und erhöht somit das Risiko auf Harnwegsinfektionen und Pilzinfektionen im Genitalbereich. [24] Diese Problematik kann, bei einer mit Insulin gut eingestellten Katze, reduziert bis ausgeschlossen werden, da Glucose erst gar nicht über den Urin ausgeschieden wird.

Außerdem werden bei diabetischen Katzen große Menge an verdünntem Urin ausgeschieden. Dies bedeutet, dass auch übermäßige Mengen an Elektrolyten über den Urin verloren gehen. [25] Der erhöhte Natriumverlust kann, insbesondere bei älteren Katzen, zu einer Hyponatriämie führen. Der zusätzliche Einsatz von Diuretika verstärkt dieses Risiko beim Menschen. [26] Es ist denkbar, dass sich dieses Risiko auf Katzen übertragen lässt.

Für Besitzer in den USA könnte das Produkt einen Kostenvorteil mit sich bringen. Insulin ist in den USA vergleichsweise teuer. Die Kosten belaufen sich auf bis zu 350 Dollar für 10 ml Glargin (Deutschland: 60€, Stand Januar 2023). Hinzu kommen die Kosten für die Spritzen. Wenig ist aktuell zum Preis für Bexacat bekannt. Derzeit wird von einen Listenpreis von 53 Dollar pro Monat gesprochen. Beim Tierarzt soll es dann für rund 100 bis 150 Dollar pro Monat zu haben sein. [27]

Wann und ob das Medikament auf den deutschen Markt kommt ist noch nicht bekannt.

Update vom 03.12.2023 – Senvelgo

Am 5 Oktober 2023 erhielt die orale Suspension “Senvelgo” vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim die Zulassung für den europäischen Markt. Senvelgo beinhaltete den Wirkstoff Velagliflozin. Wie Bexagliflozin (Becaxat) handelt es sich dabei um einen SGLT-2 Hemmer aus der Gruppe der Gliflozine. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass Senvelgo als flüssige Suspension erhältlich ist, während Bexacat in Form von Tabletten verabreicht wird. Es ist zu kritisieren, dass das Medikament Ethanol und Propylenglykol zur Konservierung enthält.

Boehringer Ingelgheim hat ein sehr hilfreiches Video veröffentlicht, welches die Wirkungsweise der SGLT-2 Hemmer anhand eines sehr übersichtlichen 3D Models erklärt: zum Video

Fazit

Die Anwendung von Bexagliflozin benötigt eine sehr sorgfältige und umfangreiche Analyse des gesundheitlichen Zustands des jeweiligen Patienten. Diese ist aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten für die Besitzer allerdings nicht immer gegeben. Wir befürchten, dass Bexagliflozin zu schnell und zu unbedacht an Besitzer und Besitzerinnen herausgegeben werden könnte. Stattdessen muss die Aussage, dass Bexacat eine Alternative für Insulin darstellt, vorsichtig interpretiert werden. So wurde gezeigt, dass Bexacat im Falle eines Insulin-abhängigen Diabetes keinesfalls eine Alternative darstellt und die Entstehung einer gefährlichen Ketoazidose begünstigt. Von einer Behandlung mit Bexacat raten wir deshalb grundsätzlich ab.

Es ist zu kritisieren, dass das Medikament die Bequemlichkeit des Besitzers in den Vordergrund stellt anstatt die Sicherheit der Katze. Die beworbene Anwenderfreundlichkeit des Medikamentes lässt sich bezweifeln. Denn es ist fraglich ob die orale Gabe einer Tablette wirklich so viel einfacher ist im Vergleich zu einem kurzen, für die Katze nicht spürbaren, Piecks mit einer kleinen Insulinnadel. Auch wurde gezeigt, dass Besitzer, trotz Bexacat, nicht um das lästige „pieksen“ herum kommen. Ein umfangreiches Home Monitoring per Blut muss dennoch erfolgen.

Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass die Mehrheit der Katzen ihre täglichen Spritzen sehr gut tolerieren. Es erfordert nur etwas Übung und Gewöhnung für Besitzer und Katze. Wenn sich eine Routine eingestellt hat kommen viele Katzen ihre Spritzen regelrecht abholen.

Großes Potential sehen wir allerdings bei der Behandlung von Hyperglykämien die auf diverse Ursachen eines sekundären Diabetes (Typ-3) zurückzuführend sind – insbesondere bei Acromegaly.

Zusammenfassung:

  • Bexacat ist kein Insulin und kann Insulin daher nicht ersetzen!

Vorteile

  • Die Orale Gabe kann Erleichterung für einige Besitzer darstellen
  • Es wird keine Kühlung benötigt
  • Verabreichung der Tabletten nur einmal täglich notwendig, anstatt alle 12 Stunden
  • Geringeres Risiko für Hypoglykämien im Vergleich zu Insulin
  • Vielversprechende Alternative zur Behandlung von Hyperglykämien als Ursache eines sekundäres Diabetes (Typ-3), insbesondere Acromegaly
  • Besonders in den USA kann Bexacat eine weitaus günstigere Behandlungsalternative zu Insulin darstellen

Nachteile

  • Erhöhte Gefahr für die Entstehung einer diabetischen Ketoazidose
  • Gefahr, dass Veterinäre übereilt auf das Medikament zurückgreifen, obwohl die Katze auf exogenes Insulin angewiesen ist
  • Der erhöhte Natriumverlust und die reduzierte Rückresorption aus dem Urin kann zu einer Hyponatriämie führen
  • Begünstigt Harnwegsinfektionen und Pilzinfektionen im Genitalbereich

Quellen

[1] U.S. Food and Drug Administration (12.2022): FDA Approves First Oral Treatment for Cats with Diabetes Mellitus | FDA, Abrufdatum: 11.02.2023

[2] Cat News (o.D.): Diabetes bei Katzen: Neues Medikament ersetzt Insulin-Spritzen, Abrufdatum: 11.02.2023, https://cat-news.net/diabetes-bei-katzen-insulin-alternative-bexacat-18128/

[3] Kruse, Dana-Jane (25.01.2023): Diabetes bei Katzen: Kann bald auf die Insulin-Spritze verzichtet werden?, Abrufdatum: 11.02.2023, Diabetes bei Katzen: Kann bald auf die Insulin-Spritze verzichtet werden? | TAG24

[4] Herz Profi, Novartis Pharma GmbH (o.D.) SGLT2-Inhibitoren: Wirkung und Einsatzgebiete, Abrufdatum: 11.02.2023, SGLT2-Inhibitoren im Überblick | Ratgeber Herzinsuffizienz (ratgeber-herzinsuffizienz.de)

[5] Zero To Finals ():How does Dapagliflozin work? Understanding SGLT2 inhibitors., Abrufdatum: 17.04.2023, https://www.youtube.com/watch?v=wFDtDM4x7jI

[6] Pharma Wiki Medikamente und Gesundheit (o.D.): SGLT-Hemmer, Abrufdatum: 17.04.2023, https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=SGLT2-Hemmer

[7] Sarabhai, Theresia, Diabinfo Das Diabetesportal (o.D.): Wie entsteht ein Diabetes Typ 2?, Abrufdatum: 12.02.2023, https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/grundlagen/entstehung-und-risikofaktoren.html

[8] Gottlieb S, Rand J. (2018): Managing feline diabetes: current perspectives. Veterinary Medicine (Auckl). 2018 Jun 19;9:33-42

[9] Rand J. (2016): Current Understanding of Feline Diabetes: Part 1, Pathogenesis, Journal of Feline Medicine and Surgery Volume 1, Issue 3, September 1999, Pages 143-153

[10] Soloria, Season; Elanco (9.12.2022): Elanco Announces FDA Approval of Bexacat™ (bexagliflozin tablets) – the First-of-its-Kind Oral Feline Diabetes Treatment Option Abrufdatum: 10.02.2023, https://www.elanco.com/en-us/news/elanco-announces-fda-approval-of-bexacat

[11] Reusch, Claudia E. (2013). Schwer einstellbarer Diabetes Mellitus bei der Katze – Wie häufig ist eine Akromegalie? In: DVG-Vet-Congress, Berlin, Germany, 6 November 2013 – 10 November 2013.

[12] Herrmann Burkhard (o.D.):Akromegalie Frühe Diagnose verlängert das Leben, In: doctors today, Abrufdatum: 12.02.2023, https://www.doctors.today/atemwege/a/fruehe-diagnose-verlaengert-das-leben-1575441

[13] Feichter, Martina; Amey-Özel, Monique (02.05.2022):Diabetes Typ 3, Abrufdatum: 12.02.2023, https://www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetes-typ-3/

[14] Rosca, Madalina & Musteata, Mihai & Solcan, Carmen & Stanciu, Gabriela & Solcan, Gheorghe (2014): Feline Hypersomatotropism, an Important Cause for the Failure of Insulin Therapy. Bulletin UASVM Veterinary Medicine. 71(2). 298-304 (PDF) Feline Hypersomatotropism, an Important Cause for the Failure of Insulin Therapy (researchgate.net)

[15] Greco, Deborah, S. (2019): Feline Acromegaly, Last review/revision Jul 2019, Modified Oct 2022, Abrufdatum: 12.02.2023, Feline Acromegaly – Endocrine System – MSD Veterinary Manual (msdvetmanual.com)

[16] Hadd, Michael; Collinson, Albert; Seed, Brian (o.D.): A compound for the management of feline diabetes, Google Patent, EP3938039A1 European Patent Office, Abrufdatum: 12.02.2023, https://patents.google.com/patent/EP3938039A1/en

[17] Ho K. Y & Kelly J. J (1991): Role of Growth Hormone in Fluid Homeostasis. Horm Res 1991;36(suppl 1):44-48 Role of growth hormone in fluid homeostasis – PubMed (nih.gov)

[18] Robert Koch Institut (o.D.): Hypertonie, Abrufdatum: 12.02.2023, RKI – Themenschwerpunkt Hypertonie (Bluthochdruck)

[19] Singler, Emily; American Animal Hospital Association (13.01.2023): New oral diabetes medication for cats requires careful case selection, Abrufdatum: 10.02.2023, New oral diabetes medication for cats requires careful case selection (aaha.org)

[20] Menz, Martina (o.D., a): Allgemeines – Diagnose, Abrufdatum: 12.02.2023, Alles über Katzendiabetes – Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze

[21] Elanco (o.D.): Bexacat Boxed Warning,Abrufdatum: 12.02.2023, https://www.elancolabels.com/us/bexacat

[22] Menz, Martina (o.D., b): Komplikationen – Ketonkörper, Abrufdatum: 12.02.2023, Alles über Katzendiabetes – Tierärztliche Hilfe für Halter mit Diabeteskatze

[23] Tsutsui, Erika; Hoshina, Yoji; Homma, Hirofumi (07.2021): Sodium-Glucose Cotransporter-2 Inhibitor-Induced Euglycemic Diabetic Ketoacidosis Followed by Excessively Low Carbohydrate Diet, Japan

[24] Allegretti AS, Zhang W, Zhou W, Thurber TK, Rigby SP, Bowman-Stroud C, Trescoli C, Serusclat P, Freeman MW, Halvorsen YC. (14.05.2019): Safety and Effectiveness of Bexagliflozin in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus and Stage 3a/3b CKD. Am J Kidney Dis. 2019 Sep;74(3):328-337

[25] Williams, Krista; Ruotsalo, Kristiina; Tant, Margo S.; Downing, Robin (o.D.): Diabetes in Cats – Testing and Monitoring, Abrufdatum: 16.02.2023, https://vcahospitals.com/know-your-pet/diabetes-in-cats-testing-and-monitoring

[26] Janka, Prof. Dr. Hans Uwe (2014): Riskante Kombination: SGLT2-Hemmer plus Diuretika bei geriatrischen Patienten, erschienen in Diabetes-Congress-Report, 2014; 14 (4) Seite 10-14, München, https://www.diabetologie-online.de/a/riskante-kombination-sglt-hemmer-plus-diuretika-bei-geriatrischen-patienten-1677657

[27] Aleccia, Jonel; NBC Washington (23.01.2023): New Pill Treats Diabetic Cats Without Daily Insulin Shots, Abrufdatum: 10.02.2023, FDA Approves First Pill to Treat Diabetes in Cats – NBC4 Washington (nbcwashington.com)

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